Braunbär im Straubinger Zoo. (Archivbild)
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Dieser Braunbär genießt im Straubinger Zoo scheinbar seine Ruhe. (Archivbild)

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Wozu brauchen wir Zoos in Bayern?

Ist es noch zeitgemäß, wilde Tiere in Käfige zu sperren? Kritiker finden: "Artgerecht ist nur die Freiheit." Die fünf bayerischen zoologischen Gärten wollten sich der Kritik stellen und diskutierten nun in Hellabrunn.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Einer der ersten sommerlichen Tage des Jahres im Münchner Tierpark Hellabrunn. Entsprechend voll ist es - viele Eltern mit ihren kleinen Kindern, Schulklassen und Touristengruppen sind dort. Die Beliebtheit der fünf bayerischen Zoos ist groß. Über zu geringe Besucherzahlen kann sich keiner beklagen.

Laute Kritik von Tierparkgegnern

Allerdings ist in den vergangenen Jahren eine andere Herausforderung entstanden: Zunehmend scharfe Kritik von Tierparkgegnern. Der Umgang damit ist inzwischen zum täglichen Geschäft geworden. "Wir haben eine laute Minderheit, die ihre Meinung laut vertritt", erzählt David Pruß, Direktor des kleinsten Zoos Bayerns, in Hof. "Ich habe gerade in den letzten beiden Jahren deutlich das Gefühl, dass der Wille zur Diskussion nicht mehr gegeben ist. Man hat seine Meinung, und die möchte man auch gerne laut sagen. Sich aber eine andere Meinung anhören und vielleicht sogar Teile davon übernehmen, das möchte man gar nicht!"

Tierparkgegner: "Artgerecht ist nur die Freiheit"

"Artgerecht ist nur die Freiheit" ist eines der populärsten Argumente von Tierparkgegnern. Damit verbunden ist die Forderung, Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen zu belassen. Zoos dagegen seien Tiergefängnisse, in denen die "Insassen" Verhaltensstörungen entwickeln und zu wenig Bewegung bekämen. Tiere würden nur zur Schau gestellt. Etwa spricht die Tierschutzorganisation Peta auf ihrer Website den Tierparks den pädagogischen Nutzen ab, denn: "Die Zoobesucher:innen sehen verhaltensgestörte oder apathische Lebewesen, die ein völlig falsches Bild über die Tiere vermitteln."

Die Zoos reagieren

"Kritik an Zoos! Berechtigt?" Das ist der Titel einer Broschüre, die für jeden Besucher des Tierparks Hellabrunn bereitliegt. Sie ist eine Maßnahme auf die immer schärfer vorgetragene Kritik. Ebenfalls für mehr Verständnis könnte ein neues Buch sorgen: "Zoos in Bayern", dessen Entstehung von den fünf öffentlichen und wissenschaftlich geführten Zoos in Bayern unterstützt wurde: Neben München und Hof sind es die Tiergärten in Nürnberg, Straubing und Augsburg.

Buch-Autor war zunächst selbst skeptisch

"Die meisten Leute sagen: Nationalparks sind toll und Zoos, das gefällt uns nicht!", erzählt Hans Helmreich, Journalist und Autor des Buches. "Und ich habe festgestellt, dass das ein großes Missverständnis ist und ich wollte einfach darüber aufklären, wie Zoos wirklich arbeiten, was die eigentlich tun und was sie erreichen wollen, zum Beispiel beim Artenschutz", so Helmreich, der viele Jahre beim BR als Redaktionsleiter arbeitete.

Wisent hat im Zoo überlebt

Etwa der europäische Wisent: Nur zwölf Exemplare gab es vor 150 Jahren noch. Dann wurde das erste gezielte Zuchtprogramm durch Zoos aufgelegt, um die Art zu erhalten. Mit Erfolg. Heute gibt es wieder eine stabile Population von mehreren hundert Tieren. Mehrere hundert Zuchtprogramme für andere Tierarten folgten seitdem. Häufig arbeiten Zoos dafür weltweit zusammen.

Zoos wollen breite Palette an Arten zeigen

"Und natürlich wollen die Zoos auch sehr, sehr gute Lebensverhältnisse für ihre Tiere erreichen. Das wollte ich einfach mal an den fünf Zoos in Bayern darstellen", sagt Helmreich. Darum haben auch nicht nur vom Aussterben bedrohte Tierarten Platz im Zoo. Es gehe nämlich darum, eine breite Palette an Arten zu zeigen und Zoos sollen auch einen pädagogischen Effekt haben, indem sie den Besuchern die Natur erfahrbar machten. Die Eltern mit den kleinen Kindern, die Schulklassen und die Touristengruppen erfreuen sich darum nicht nur an den Tieren im Zoo, sie lernen auch ganz nebenbei, warum Artenschutz so wichtig ist.

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